
Orangene Zeichen gegen Gewalt
Zonta-Club startet Aktion mit Bäckertüten und einem Landrat, der Mantel gegen Warnweste tauscht
Stand: 25.11.2025
Wenn der Landrat bei Minusgraden seinen Mantel zu Gunsten einer dünnen Warnweste zur Seite legt, dann wird das einen (guten) Grund haben. Hatte es auch. Und zwar nicht nur einmalig am Dienstag, bei der vom Zonta-Club Fränkisches Seenland zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen wieder initiierte kurze Kundgebung, sondern „im Herzen immer“, wie Ben Schwarz betonte. Denn: „Es ist schockierend, was in Familien geschieht und Frauen zustößt.“ Das zu beenden, müsse an 365 Tagen im Jahr „unser aller Anspruch sein“.
Demzufolge gab Schwarz nur allzu gerne den Hahn im Korb, als es um die Bewerbung der diesjährigen Aktion ging. Die sieht im Kern wieder vor, auf 25 000 in Bäckereien ausgegeben Tüten auf das Thema aufmerksam zu machen und Betroffene zu animieren, sich Hilfe zu suchen und diese zuzulassen. „Das ist für viele ein Problem, wird ihnen doch oft jahrzehntelang eingeredet, sie wären selber schuld“, weiß Gabriele Weigand. Die Ärztin ist Präsidentin des Zonta-Clubs Fränkisches Seenland und engagiert sich seit vielen Jahren für Frauen in Not. „Es wäre schön, wenn wir einen Beitrag zu einem Umdenken leisten könnten und Ängste nehmen könnten.“
Landrat Ben Schwarz bezeichnete es als „schockierend“ und „fürchterlich“, was Frauen an Gewalt – gerade im häuslichen Umfeld – erleiden müssen. Aus seiner Zeit als Anwalt weiß er, dass Kinder oft Motivation für ein Aushalten sein. Oder, dass der Partner immer wieder aufs Neue verspreche, sich zu ändern – ergänzt um den Satz „Kommt nie wieder vor.“ Leider sei die Realität fast immer eine andere.
Ein Grund mehr für alle Beteiligte, an besagtem Tag im wahrsten Sinne des Wortes Farbe zu bekennen. „Wenn wir nur ein Einzelschicksal ändern können, ist es dies alles wert“, betonen die Mit-Initiatorinnen. Die Wirkung von Aktionen wie der am Dienstag sei nicht zu unterschätzen. Auch die orangenen Bänke- ganz aktuell wurde die neunte des Clubs in Schwabach aufgestellt – oder die Figur Matilda, die – natürlich in knalligem Orange auf Hilfe-Nummern hinweist – gehören zum Konzept. Letztere gibt es in groß und klein – und auf Nachfrage.
Bänke, Matildas, Tüten und Co. sind dem Zonta-Club aber nicht genug. Unter anderem soll das Thema am 14. Dezember unter dem Titel „Schrille Nacht, eilige Nacht“ für Aufmerksamkeit sorgen. Friedrich Bechthold und Wolfgang Lösch werden in der Kulturscheune Leerstetten das entsprechende Programm gestalten, der Erlös kommt dem Frauenhaus Schwabach zugute.
Wie wichtig die Aktion in Roth ist, zeigt eine Zahl. Fast 190 000 Frauen sind laut Statistik im vergangenen Jahr deutschlandweit Opfer gewalttätiger Übergriffe geworden – ein Anstieg um 4,3 Prozent. „Von der Dunkelziffer ganz zu schweigen“, sind sich alle einig. Ein Grund mehr – für den Aktionstag, aber auch jeden anderen, um zu sensibilisieren, Hilfe zu vermitteln und die Augen offen zu halten.
Gut zu wissen: Das Hilfetelefon 116 016 ist anonym, kostenfrei und rund um die Uhr erreichbar. Insbesondere häusliche Gewalt kann auch Männer betreffen. Sie können sich an die Nummer (0800) 123 99 00 wenden. Weitere Informationen finden Sie auch über untenstehende Links.
Gleichstellungsstelle
Frauen, Männer, Menschen und deren Rechte: Das ist es, was die Arbeit der Gleichstellungsstelle ausmacht.