Geschichte
Von den Kelten bis zur Neuzeit: Der heutige Landkreis Roth blickt auf eine bewegte Geschichte zurück!
Frühe Besiedlung durch Kelten und Germanen (ca. 450 v. Chr.)
Das Gebiet des Landkreises Roth weist Zeugnisse menschlichen Lebens aus fast allen vorgeschichtlichen Epochen von der mittleren Steinzeit bis in die Hallstatt- und die keltische La-Tène-Zeit auf.
Spuren früher Besiedlung finden sich vorwiegend am Albaufstieg, wie die prähistorischen Funde bei Landersdorf, Euerwang und Waizenhofen. Die Kelten legten Viereckschanzen bei Ohlangen und Laibstadt an. In der römischen Kaiserzeit, während der Ausdehnung des Reiches bis zur Provinz Rätien, lag das Gebiet nördlich des Limes („Teufelsmauer“) im freien Germanien. Der römische Einfluss blieb daher unbedeutend.
Die germanische Besiedlung des Kreisgebiets erfolgte um 800 n. Chr. Von Südosten her drangen die Bayern bis ins Gebiet der Thalach und Schwarzach vor. Von Nordwesten her besiedelten die Franken den Großteil unseres Raumes. Im Südwesten sind alemannische Einflüsse gegeben. Das Zusammentreffen dieser drei Volksstämme, ihr Überlagern und Vermischen, ihre Auseinandersetzungen und ihr friedliches Nebeneinander führten mit zur geschichtlichen und kulturellen Vielfalt unseres Heimatraumes. Das Christentum breitete sich nach Gründung des Bistums Eichstätt unter Bischof Bonifatius im Jahr 745 aus.
Karolingerzeit (ca. 800 n. Chr.)
Der nördliche Teil des Landkreises, weitgehend von zusammenhängenden Nadelwäldern bedeckt, wurde zu Beginn der Karolingerzeit besiedelt und christianisiert. Während sich die weltliche Macht mit fränkischen Königshöfen, Reichs- und Königsgütern Stützpunkte und Einnahmequellen schuf, errichteten Bistümer und Urpfarreien zahlreiche Gotteshäuser.
Viele Martinskirchen in der Nachbarschaft von Königshöfen sind Zeugen fränkischen Einflusses. Durch das Territorialbestreben kirchlicher und weltlicher Würdenträger wurde das Gebiet des jetzigen Landkreises in verschiedene Herrschaftsbereiche zerstückelt. Eine nicht unbedeutende Macht übten die Grafen von Abenberg, die Herren von Allersberg-Wolfstein, von Stein, von Stauf und Landeck sowie die Edelfreien von Heideck aus. Auch der weniger einflussreiche Adel, vertreten durch die Geschlechter der Herren von Roth, Wendelstein, der Kühedorfer, der Mörlacher, der Mässinger und Heuberger sowie der Herren von Aue prägten dieses Gebiet. Zeugnisse ihrer einstigen Macht sind die zahlreichen Burgen, Burgruinen und Schlösser im Landkreis.
Während des Mittelalters übten Grundherren und Ritter aus diesem Gebiet Machteinflüsse bis in die hohe Reichspolitik aus. Streitigkeiten der Landesherren untereinander hatten bis hin zur napoleonischen Zeit zahlreiche Grenzverschiebungen zur Folge. Nach dem Erlöschen einzelner Geschlechter schälten sich bis zum Ende des Mittelalters drei große Herrschaftsbereiche heraus: Die Fürstbischöfe von Eichstätt beherrschten die Gebiete um Abenberg, Spalt und Greding; die Markgrafen von Ansbach regierten vor allem in der Stadt Roth und im südlichen Kreisgebiet, während nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1503 bis 1505 die wittelsbachischen Pfalzgrafen von Pfalz-Neuburg die Hoheit über die Städte Hilpoltstein, Heideck, den Markt Allersberg und das jeweilige Umland ausübten. Auch die Freie Reichsstadt Nürnberg hatte einen - wenn auch geringen - Einfluss, wie etwa im Gebiet um Wendelstein.
Reformation und Gegenreformation (ca. 1520 n. Chr.)
Im Zeitalter von Reformation und Gegenreformation verschärften sich die Spannungen zwischen den Landesherren; schmerzliche und heftige Auseinandersetzungen folgten. Der Bauernkrieg 1525 ging trotz des niedergeschlagenen Aufstandes des „Mässinger Haufens“ vergleichsweise glimpflich für dieses Gebiet ab. Der Dreißigjährige Krieg suchte dagegen besonders den westlichen Teil des Landkreises heim. Vor allem das Land um Roth hatte sehr unter den Kriegswirren zu leiden.
Die religiöse Zugehörigkeit der Landkreisbevölkerung geht im Wesentlichen noch heute auf die frühere Herrschaftszugehörigkeit seiner Gebiete zurück. So sind besonders die früheren ansbachisch-brandenburgischen Gebiete mehr evangelisch-lutherisch, die ehemals Pfalz-Neuburger und die fürstbischöflichen Gebiete mehr katholisch beeinflusst. Wesentliche Impulse für den Wiederaufbau nach 1648 erlebte das heutige Landkreisgebiet durch die Einwanderung der Exulanten, die wegen ihres Glaubens am Ende des Dreißigjährigen Krieges und auch 1731 aus der österreichischen Heimat vertrieben wurden. Hauptaufnahmegebiet im Kreisgebiet waren der Bereich Thalmässing, das Gebiet um Stauf sowie das Oberamt Roth.
Eine erneute Veränderung der konfessionellen Strukturen unseres Landkreises ergab sich nach 1945 durch die Zuwanderung zahlreicher Heimatvertriebener aus den deutschen Ostgebieten, die überwiegend dem katholischen Glauben angehörten. Am Ende des 18. Jahrhunderts, kurz vor dem Verfall der alten Kaisermacht, haben sich die bereits erwähnten Territorien herauskristallisiert. Vereinigt wurden diese jedoch erst 1806, als das Fürstentum Brandenburg-Ansbach, das Hochstift Eichstätt und auch das Fürstentum Pfalz-Neuburg, letzteres schon 1793, an Bayern übergingen.
Verwaltungsreform im Bayerischen Königreich (ca. 1800 n. Chr.)
Mit der Erhebung Bayerns zum Königreich im Jahre 1806 begann die grundlegende Neugliederung des gesamten, erheblich vergrößerten Staatsgebietes.
Die erste Phase der Ämterorganisation in Bayern begann im „Rezatkreis“, dem Vorläufer des Regierungsbezirks Mittelfranken, mit der Bildung der Landgerichte, die in unserem Raume in Schwabach und Pleinfeld (1808) sowie Hilpoltstein und Greding (1812) eingerichtet wurden und die ehemaligen eichstättischen Pflegeämter und die markgräflichen Oberämter ersetzten. Erst nach intensiven Bemühungen wurde die Stadt Roth ab 1. Oktober 1858 ebenfalls Sitz eines Landgerichtes.
Das Distrikträtegesetz vom 1. Oktober 1852 schuf für jeden Landgerichtsbereich eine Distriktgemeinde als höheren Gemeindeverband. Im Wesentlichen hatten die Distriktgemeinden schon die Aufgaben der heutigen Landkreise inne. Von 1852 bis 1857 bestanden die Distriktgemeinden Schwabach und Pleinfeld und von 1857 bis 1919 die von Schwabach und Roth sowie die von Hilpoltstein und Greding von 1880 bis 1919.
Verwaltungsreform im Bayerischen Königreich (ca. 1860 n. Chr.)
Der nächste Schritt auf dem Weg zu den Landkreisen unserer Zeit war die Bildung der Bezirksämter im Jahre 1862.
So wurden die alten Landgerichte Schwabach und Roth zum Bezirksamt Schwabach umgebildet, das Landgericht Greding kam als Verwaltungsstelle an das Bezirksamt Beilngries, das von Hilpoltstein an das Bezirksamt Neumarkt/Opf. Im Jahre 1880 kamen die Landgerichte Hilpoltstein und Greding wieder zu Mittelfranken und wurden im neugegründeten Bezirksamt Hilpoltstein vereinigt. Die Distriktgemeinden von 1852 wurden im Jahre 1920 aufgelöst und innerhalb eines Bezirksamtes zu einem Bezirksverband zusammengefasst.
Ab 1. Januar 1939 erfolgte die Umbenennung des Bezirksamtes in „Landratsamt“. Der Bezirksamtmann erhielt den preußischen Titel „Landrat“.
Der Landkreis Roth von 1914 bis zum Ende der NS-Zeit
Wie in allen anderen Gebieten Deutschlands ließen auch im heutigen Landkreis Roth viele Männer im ersten Weltkrieg (1914-1918) ihr Leben für das „Vaterland“. In den anschließenden Jahren der Inflation waren besonders die Einwohner der Städte von der Not betroffen, da sie keine Grundstücke zur Selbstversorgung besaßen. Von den Aktivitäten Hitlers und der NSDAP in München in den 1920er Jahren las man nur in den Zeitungen. Erst mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 und der zunehmenden Arbeitslosigkeit in den größeren Orten und Städten sowie der drückenden Steuerlast trat die NSDAP im Landkreis in Erscheinung. Karl Minnameyer aus Georgensgmünd und Karl Schmidt aus Greding riefen ab 1929 zu Versammlungen auf, die vor allem im südlichen Landkreis bis 1932/33 Wirkung zeigten. Bei den damaligen Wahlen zum Reichpräsidenten bzw. Reichstag erreichte die NSDAP bis zu 30 % der Stimmen (im damaligen Bezirk Hilpoltstein). In einzelnen Orten erhielt die NSDAP keine einzige Stimme, in anderen aber alle. 1934 wurde in Hilpoltstein eines der ersten NS-Denkmäler „Denkmal der Deutschen Erhebung 1933“ errichtet. Wie in ganz Franken und überall in Deutschland war der Einfluss der NSDAP mit SS und SA spürbar und schränkte die Meinungsfreiheit deutlich ein.
Ab 1933 wurden jüdische Geschäfte boykottiert, viele Familien zogen in die großen Städte. Zum Zeitpunkt der Reichskristallnacht (09.11.1938) lebten nur noch wenige jüdische Mitbürger in Thalmässing und Georgensgmünd. Ihre Häuser wurden angegriffen und verwüstet. Die jüdischen Bewohner wurden aufgefordert die Orte zu verlassen. Wer nicht ins Ausland fliehen könnte, wurde in den folgenden Jahren meist in ein Konzentrationslager deportiert und dort umgebracht.
Im Zweiten Weltkrieg litten die Bewohner des Landkreises unter der NS-Zwangswirtschaft und viele Familien verloren Angehörige im Krieg. Als 1945 die Amerikaner den Landkreis von der NS-Herrschaft befreiten, zogen die NS-Einheiten zügig nach Süden ab, so dass bis auf wenige Ausnahmen die Orte und Städte ohne große Schäden blieben.
Seit 1. Juli 1972 Landkreis Roth
Am 15. Dezember 1971 stimmte der Bayerische Landtag der Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte zu, die am 1. Juli 1972 in Kraft trat. Durch diese Gebietsreform wurden die wesentlichen Teile der Landkreise Hilpoltstein und Schwabach zum neuen Landkreis Roth vereint, der bis heute besteht.
Das Wappen des Landkreises Roth, am 14.01.1975 durch die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns genehmigt, ist wie folgt beschrieben: „Gespalten durch eine eingeschweifte goldene Spitze, darin eine heraldische rote Rose mit silbernen Butzen und silbernen Kelchblättern; vorne geviert von Silber und Schwarz, hinten in Rot ein wachsender silberner Bischofsstab.“
Im Wappen des Landkreises Roth wird dessen frühere Gebietsgeschichte versinnbildlicht, und zwar durch heraldische Hinweise auf die Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach (Zollernvierung) und das Hochstift Eichstätt (Bischofsstab), deren Amtsbereiche sich teilweise mit den früheren Landkreisen Schwabach und Hilpoltstein deckten und dadurch die fortlaufende Verwaltungstradition aufzeigen.
Einen Hinweis auf pfalz-neuburgische Gebietsteile um Hilpoltstein ergibt ferner die Goldtingierung der eingeschweiften Spitze. Die darin aufgelegte rote Rose erinnert als sogenannte Asylrose an das in Roth bis 1797 bestehende kaiserliche Asyl und seine erhebliche rechtsgeschichtliche Bedeutung. Außerdem unterstreicht sie die Mittelpunktsfunktion der Stadt Roth als Sitz des Landratsamtes. Die Landkreisfahne wurde mit Urkunde der Regierung von Mittelfranken vom 13.09.1984 genehmigt. Die Landkreisfarben sind rot-gelb. Das Landkreiswappen ist auf die Fahne aufgelegt.