
Gans/z oder gar nicht
Neue Dialog-Reihe des Landratsamts stößt bei der ersten Veranstaltung gleich auf großes Interesse
Stand: 07.11.2025
Erste Veranstaltung am Rothauracher Bärenhof übertraf die Erwartungen
Hand aufs Herz. In dieser Woche gab es bei Ihnen doch schon mindestens einmal Nudeln – sind ja aber auch Ferien und Kinder lieben sie. Aber wo kommen die Nudeln eigentlich her? Oder wo könnten sie herkommen? Unter anderem aus Rothaurach, wo kürzlich eine ganze besondere Reihe startete Wissen, wo`s herkommt. Wobei „es“ nicht nur die Nudel meint.
Wenngleich sich durch die Vogelgrippe-Gefahr das Geschnatter am Bärenhof in Grenzen hielt, übertraf die Auftaktveranstaltung der Kreisentwicklung unter dem Titel Hofgespräche alle Erwartungen. Fast 30 Neugierige warn gekommen, um Produkte und Betrieb kennenzulernen. Ihr Fazit: Da sind Menschen am Werk, die mit viel Liebe, Energie und Expertise Lebensmittel herstellen. „Wissen, wo's herkommt" – der Slogan ist dem Regionalmanagement ein Herzensanliegen. Dies möchte einen Einblick ermöglichen. „Wir sind überzeugt, dass gut informierte Verbraucher ihr Einkaufsverhalten überdenken und auch die Sicht der Landwirte besser einschätzen können“, betonen Andrea Persson und Sebastian Wolkersdorfer aus dem Landratsamt, die die Gesprächsreihe konzipiert und terminiert (Fortsetzung folgt im Frühjahr) haben.
Landrat Ben Schwarz war es trotz seines engen Terminkalenders ein Anliegen, beim ersten Hofgespräch dabei zu sein. Das Konzept „Wissen wo's herkommt" sei eine wunderbare Idee, die Nachklang finden wird. Es gebe nichts Besseres als sich selbst und an Ort und Stelle zu informieren – vielleicht auch um festzustellen, dass manches anders ist als gedacht. Schwarz animierte, nach- und zu hinterfragen und offen zu sein für neue Blickwinkel. „Ich bin überzeugt, wer Landwirte persönlich kennt, wird vieles anderes sehen.“
Claudia Lux, stellvertretende Rother Bürgermeisterin, wollte auch bei der Führung dabei sein. Für sie eine neue Perspektive, kennt sie den Betrieb als Stammkundin doch schon lange. Auch sie war begeistert vom Blick hinter die Kulissen und die Transparenz, mit der auf die – auch teils unbequeme Fragen eingegangen wurde. Eine „tolle und wichtige Aktion", meinte sie und traf damit auch das, was viele 20 Teilnehmer zurückmeldeten.
Deren Ziel ist es, den Austausch zwischen Konsumenten und Landwirten zu fördern sowie die Wertschätzung regionaler Produkte zu erhöhen sowie Transparenz zu schaffen, fasste Andrea Persson zusammen.
Der Rundgang selbst startete mit einem Blick in die Nudelproduktion, in der pro Woche um die 200 Kilogramm Nudeln produziert werden. Verarbeitet werden dort interessanterweise Eier von Junghennen, die für die Vermarktung zu klein sind. Im Anschluss ging es ins Schlachthaus, in dem Chef Markus Bär eine wichtige Aussage tätigte: Zugekauft wird kein Fleisch – „und das wollen wir auch nicht". Umkehrschluss: Alle Produkte, die den Hof verlassen wurden auch dort produziert.
Das hat seinen Preis. „Es gab kaum ein Jahr, in dem wir nichts gebaut haben.“
Nicht fehlen durfte eine Verkostung, im Angebot waren unter anderem Geflügelleberkäse, Wiener, Pfefferbeißer und mehr. Ein Punkt war auch die Preisgestaltung, bei der sich Markus Bär gerne in die Karten blicken ließ. Und gleich einen Wunsch äußerte: Eine leere Eierschachtel koste ihm im Einkauf gut 30 Cent. Kosten, die nur mehr schwer durch Preiserhöhungen weitergegeben werden können. Auch mit Blick auf Nachhaltigkeit würden deshalb Eierkartons gerne wieder zurückgenommen. Apropos Verpackung: Nudeln gibt es am Bärenhof auch unverpackt.
Zu dessen Geschichte berichtete Markus Bär, dass der bis dato Milchviehbetrieb vor rund 25 Jahren Platz für den neuen Betriebszweig Legehennen machte. Nach dem Motto „Gans/ganz oder gar nicht“ entschied er sich dann etwa 2010, sich mit der Mast von Puten, Gänsen und Hähnchen ganz dem Federvieh zu verschreiben. Im Hofladen und den SB-Automaten vermarktet die Familie seither den größten Teil des Fleisches, der Eier und der Nudeln selbst.
Ohne zu wissen, dass der erste Erzeuger-Verbraucher-Dialog so gut ankommt, hat die Kreisentwicklung schon weitere Ideen und ist auf mögliche Projektpartner zugegangen. Wer sich für das Thema grundsätzlich interessiert, kann sich bei Herrn Wolkersdorfer im Landratsamt informieren.
Herr Wolkersdorfer
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