
Das Haus Einstein lebt!
Wohlfühlräume statt Abrissparty oder: Landkreis macht gymnasiale Oberstufe glücklich
Stand: 16.09.2025
Wenn junge Erwachsene ihren letzten Ferientag für einen Termin in ihrer Schule opfern – nun, dann muss schon etwas Besonderes im Gange sein. War es auch, und zwar nicht nur für die Oberstufler, sondern auch für Landrat Ben Schwarz, wenngleich der das noch nicht ahnte, als er das legendäre „Haus Einstein“ betrat.
Den erwischte das, was er in dem vor Jahren schon sprichwörtlich abgeschriebene Gebäude sah und erlebte, „eiskalt“ – im positivsten Sinne. Schwarz konnte gar nicht anders, als sich den Attributen „wow!“ und „cool“ der Schülervertreter anzuschließen. Dass die bei der Neugestaltung mitreden durften, macht das Projekt noch wertvoller.
Schließlich war der zum Gymnasium Hilpoltstein gehörende gut 30 Jahre alte Bau schon so gut wie der Abrissbirne anvertraut worden. Die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium und bauliche Mängel hatten die Landkreisverantwortlichen dazu bewogen, das Haus Einstein aufzugeben. Dann aber kam die Rückkehr zum G 9 und steigende Schülerzahlen, sprich Platzbedarf – eine Containerlösung stand im Raum.
Dann aber schickte Kreisbaumeister Ralph Möllenkamp eine neue Idee ins Rennen: Zwar waren und sind erster und zweiter Stock aus Brandschutzgründen nicht für Aufenthaltsräume nutzbar, aber das Erdgeschoss würde reichlich Platz bieten… Also machte sich das Team an Plan B, der sich längst als Plan A erwiesen hat. „Im Container hätten wir nie solche Möglichkeiten gehabt“, verdeutlichte Möllenkamp. So stehen nun neben großzügige(re)n Klassenzimmern Wohlfühlnischen, Lernoasen, Rückzugs- und Kommunikationsflächen zur Verfügung sowie eine kleine Teeküche. Alles hell, freundlich, mit viel Holz.
„Wir stellen bei derartigen Maßnahmen immer die Pläne vor, erklären sie den Personen, die sie betreffen und fragen Vorstellungen ab“, erklärt er. Ein Vorgehen, das sich bewährt hat. Er lobt die Zusammenarbeit mit Hilpoltstein und das dortige Engagement. „Das hat sich gut eingespielt.“ Möllenkamp ermutigte die Vertreter der Schülermitverantwortung (SMV), das neue-alte Gebäude nun auch im Inneren nach ihren Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten. „Schafft euch Freiräume, setzt Eure Ideen um.“ Landrat Ben Schwarz sprach rückblickend von einer guten Entscheidung und lobte dafür die eingebundenen Gremien ausdrücklich. „Man nutzt bestehende Substanz und bindet die Schulfamilie mit ein, besser geht es nicht.“
Direktorin Sigrid Fehn schloss sich der Euphorie begeistert an. „Das ist richtig, richtig gut, das Platzangebot genial“. Für sie war weder überraschend, dass die Schülervertreter überhaupt an ihrem letzten Ferientag vertreten, noch, dass sie so zahlreich erschienen waren. „Das ist schon eine sehr spezielle SMV“, meinte sie anerkennend. „Die sind immer da.“
Fehn verdeutlichte, was der Schulalltag für die Oberstufe ohne das Haus Einstein bedeutet hätte: Ausweichen in die Räume der Naturwissenschaften. Das hätte die Jahrgangsstufen zwölf und 13 umso härter getroffen, als sie mit Cluster-Lösungen, also einem flexibleren Unterrichts- und Lernsystem groß geworden sind. Bedeutet: Neben der klassischen Wissensvermittlung durch den Lehrer gibt es räumlich wie inhaltlich Lerngruppen, Vertiefungen oder auch Rückzugsmöglichkeiten. Die Gymnasiasten sind überzeugt: „Da findet jeder das passenden Arbeitsmodell.“ Schülersprecherin Simona Richter findet, dass es so leichter sei, die Konzentration hoch zu halten. „Und man kriegt den Kopf auch besser frei.“ Zusätzlicher Vorteil: Man könne selbst bestimmen, mit wem man lernen möchte. Auch falle es vielen leichter, beim Lehrer unter weniger „Mithörern“ etwas nachzufragen als vor der gesamten Klasse.
Elke Knauer vom Landratsamt erklärte die Inhalte der Maßnahme: So wurden die Böden komplett erneuert, Wände gestrichen, Elemente wie Sitzstufen oder ein Stehtisch eingebracht. Von Grund auf neu aufgestellt wurde die EDV-Ausstattung sowie die Technik. Mitunter waren es kleine Dinge, die optisch und fachlich weiterhalfen, etwa eine Magnettafel auf eine Kork-Wand zu kleiben.
Nicht zuletzt, weil die Heizung – wie zunächst angenommen – nicht ausgetauscht werden musste (ihren Härtetest hat sie im vergangenen Winter bereits bestanden), blieben die tatsächlichen Kosten mit knapp über 300 000 Euro zudem unter dem Ansatz. Eine Summe, die den Anwesenden moderat vorkam, vor allem beim Betrachten des Ergebnisses. Eines mit viel „Wows“.