
Die doppelte Rothseerunde
Timo Bracht und Fritz Buchstaller radeln für ein Werbevideo des Landkreises
Stand: 18.08.2025
Wer, wenn nicht Timo Bracht kennt sich mit Zeiten bestens aus. Folglich hat seine Einschätzung Gewicht. Es brauche keine zehn Minuten, um in diesem Landkreis Roth anzukommen, urteilt der ehemalige Profisportler. Es ist nur eine von mehreren Feststellungen, die das Herz von Ben Schwarz höher schlagen lassen. Der hat sich am Rothsee mit dem erfolgreichsten deutschen Langdistanz-Triathleten getroffen. Mit dabei: Radexperte Fritz Buchstaller und ein besonderes Video.
Um Werbung für den und die gesamte Region zu machen, drehte Timo Bracht eine Runde um den Rothsee – um die Werbetrommel für „die wunderbare Region“ zu rühren. Lang bitten lassen musste sich der 50-Jährige nicht. „Der Rothsee ist an einem Sommerabend genial“, ist nur eine Begründung, die er dafür herauszieht. (Link zum Video auf YouTube untenstehend)
Bracht erinnert sich noch an seine erste Begegnung mit dem damals noch „Neuen Fränkischen Seenland“, die zunächst so ganz und gar nichts mit Triathlon zu tun hatte. Beim Vorbeifahren auf der Autobahn sei das entsprechende Schild aufgefallen. Irgendwann ist man ohne genaue Vorstellung rausgefahren und war vor allem ob der schönen Radwege überrascht - „hätte auch ein Funpark sein können…“. Seitdem wird der Blinker regelmäßig gesetzt, wenn es von oder nach München oder Österreich geht. Ziel ist dann meist Grashof für einen Lauf um den See oder einen Abstecher auf dem Rad zum Brombachsee.
Rad ist das Stichwort für Fritz Buchstaller und das Metier, in welchem dem 63-Jährigen keiner mehr was vormachen dürfte. Das Gespräch schweift immer wieder in die Vergangenheit ab – und lüftet sogar das „Geheimnis“ um Ben Schwarz‘ Konfirmationsgeschenk. „Ich wollte ein Rennrad mit Triathlonaufsatz“, verrät der Landrat.
Das wiederum weckt bei dem Radsport-Guru aus Thalmässing Erinnerungen. „Ich weiß noch, wie ich 1988 den ersten aus Texas importiert habe.“ Der Gedanke an die Anfänge bringt ihn zum Schmunzeln. „Wir haben die Rennräder verstaut und sind mit dem Auto aus Thalmässing rausgefahren und dann los, um uns den Spruch zu ersparen: Die haben doch einen totalen Batscher.“
Bracht und Buchstaller sind längst Freunde geworden, regelmäßig besucht der Mann aus dem Odenwald die Hilpoltsteiner Radfreunde oder schließt sich deren mehrtägigen Touren an, so erst vor wenigen Wochen. „Da sind über Jahre hinweg Freundschaften entstanden.“ Auch, weil Werte wie Fleiß, Ehrlichkeit und Bodenständigkeit verbanden und verbinden. Der Challenge ist eben mehr als ein Tag im Rampenlicht, ein eintägiges Fest. Speziell in Roth habe er das ehrliche Interesse hinter dem „Supersportler Bracht“ gespürt, erzählt er mit warmer Stimme.
Dass das Duo Buchstaller-Bracht sich nun für ein werbewirksames Video in den Sattel geschwungen hat, ist der Kreisentwicklung am Landratsamt zuzuschreiben. Die wollte im Nachgriff einer Wanderung mit Star-Koch Lucki Mauerer - basierend auf der Idee, die Region „anders“ in den Fokus zu rücken - nachlegen. Befeuert freilich durch den phänomenalen Erfolg auf sämtlichen sozialen Kanälen mit zig zehntausend Zuschauern. Die Idee: Der gerne als „Fleischpapst“ bezeichnete Oberpfälzer als Fußgänger und ein Profi als Radfahrer. Aber: wen ansprechen?
Letztlich hatte Christine Waitz, gleichermaßen frühere Profi-Triathletin und seit ziemlich genau fünf Jahren in Diensten des Landkreises stehend, die zündende Idee samt Namen und Kontaktdaten. Ein gewisser Timo Bracht könnte passen… Was folgte, ist besagte Zusage aus dem Odenwald.
„Das Video ist fantastisch geworden“, sagt Bracht über das von Markus Dörnberger gedrehte und arrangierte Werk, das ab sofort auf Youtube zu finden ist. „Er hat Stimmung und Landschaft wunderbar eingefangen.“ Wobei gerade letztere ihm es leicht machte. „Hier ist es einfach schön.“
1997 zum Weltrekordrennen war Timo Bracht mit seiner damaligen Freundin und jetzigen Frau am Rothsee zu Gast. „Wir haben im Auto geschlafen“, erzählt er, das Training im See – damals war er schon in Sachen Triathlon unterwegs – wird er nie vergessen. Wie „Roth“ überhaupt immer einen riesigen Stellenwert in seinem Leben haben wird, „hier hab‘ ich meine erste von 45 Langdistanzen gemacht und meine letzte“.
Überleitung zum Wettkampf. Es sei gigantisch, was Team, Helfer und Landkreis für dieses Rennen geben würden, schwärmt der Profi in den höchsten Tönen. Für ihn habe das immer bedeutet: „Du musst auch alles geben!“
Gleiches gilt für das Helferfest. „Anwesenheit war Pflicht“, gibt Timo Bracht die Parole der Familie Walchshöfer mit einem Lächeln weiter, den Gedanken dahinter wohl erkennend. Schließlich seien es nicht zuletzt die rund 7500 (!) Freiwilligen, die den Challenge erst möglich machen. Eine Zahl, die Ben Schwarz allzu gerne aufgreift, bedeutet sie doch 7500 Mal gepacktes Challenge-Fieber. Der Landrat weiß von Menschen, die weit weg wohnen und für das Wochenende Urlaub nehmen, nur, um an der Strecke zu stehen und die Athleten zu unterstützen. „Ein unschätzbarer Schatz, der zugleich den Spirit und den Stellenwert widerspiegelt.“
Die Männer sind sich einig: Hinter dem Challenge steht ein Gesamtkonzept- das ganze Jahr hinweg: Die Radwege, Geschäfte, Gastronomie, Helfer, Hilfsorganisationen. „Und dafür steht der Landkreis wie kein anderer in Deutschland, ich denke sogar, weltweit“, meint Timo Bracht. Der macht eine weitere Besonderheit aus, die sich auch an diesem Nachmittag am Rothsee zeigt: „Wir sitzen hier zusammen in schönster Natur, werden nett bedient, grüßt die Leute gegenüber und die grüßen zurück.“ Ein Gefühl, „wie heimkommen“.
Immer wieder haben Bracht „Roth-Features“ zum Staunen gebracht. Einmal, nach dem Markenwechsel von Ironman auf Challenge, als die Veranstaltung auf der Kippe stand, war es eine ganze Werbewand voller lokaler Unterstützer (nach dem Motto 100 Leute geben 1000 Euro statt einer – der in dieser Zeit nicht zu finden war - 100 000), erzählt er Landrat Ben Schwarz. „Ich weiß noch, wie ich gedacht habe: hey geil!“
Diese lokale und regionale Verwurzelung beeindruckt den Ex-Sportler, der heute sein Geld als Coach, Berater, mit Vorträgen oder als TV-Kommentator (auch des Challenge) verdient, nach wie vor. „Da steht wirklich wörtlich gesprochen ein Landkreis dahinter.“ Weil – auch das ist ihm klar – vor mehr als 30 Jahren Leute hier angepackt haben und es immer noch tun.
Landrat Schwarz schließt sich dem an und mahnt, dies gerade nach all den erfolgreichen Jahren nicht als Selbstverständlichkeit abzutun. „Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, wo wir herkommen.“ Die Familie Walchshöfer mache das seiner Meinung nach sehr gut. Bestes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: Als sich Beschwerden in die Richtung häuften, dass „die Oma wegen des Challenge ihr Mittagessen auf Rädern“ nicht bekomme, wurde eine Telefonhotline nur für derartige Fälle eingerichtet.
So nah wie in Roth seien die Sportler der Bevölkerung nirgends, berichtet Bracht, der von Hawaii bis Frankreich so ziemlich alles gesehen hat. Und kommt zu dem Schluss: Der Landkreis zeichnet sich durch die Kombination aus Suche nach der besten Lösung und deren Umsetzung aus - im Zusammenspiel. Während woanders Lauf- oder Radstrecken bisweilen aus „Bequemlichkeitsgründen“ auf beispielsweise einen Formel 1-Kurs umverlegt würden. „Aber wer will schon 20 Mal im Kreis fahren?“
Timo Bracht war schon oft genug in der Region, um Entwicklungen bewerten zu können. Positiv ganz weit oben steht für ihn das stetig wachsende Radwegenetz. Das bringe nicht nur Urlaubern und Gästen etwas, pflichtet ihm Landrat Schwarz bei. Als Familienvater schätze er jeden Meter Radweg, „das ist Sicherheit und Lebensqualität.“ Auch in Sachen Gastronomie stellt der 50-Jährige dem Landkreis ein im Vergleich gutes Zeugnis aus. Vielleicht auch ein wenig beeinflusst durch seinen Lieblingsplatz…. „die Kneipe in Eckmannshofen“.
Wenn er die Sport-Utensilien auch offiziell an den Nagel gehängt hat, gibt es doch einen nächsten Auftritt in Sachen Triathlon – noch dazu in der Nähe. Beim Brombachseetriathlon am 31. August wird er als Botschafter sowie als Schwimmer in einer Promistaffel mit Christian Carl von Wrede (Rad) und Sepp Schiele (Lauf) an den Start gehen. „Als ambitionierter Hobbysportler“, grinst er.
Keine Frage, sie haben sich viel zu erzählen, Schwarz, Bracht und Buchstaller. Da kommt das Thema auf den früheren Spalter Duathlon, gegen den Brachts Meinung nach „ein Ironman ein Spaziergang“ war. Dann war da der Versuch, die Radrunde als Zeitfahren zu etablieren, was die Polizei aber aufgrund fehlender Sperrungen als „Eingriff in den Straßenverkehr“ einstufte. „Und noch einmal Helfer rekrutieren, wollten wir denen nicht antun.“
Also eine „gemütliche“ Runde um den Rothsee wie für den Videodreh, der den beiden sympathischen Protagonisten sichtlich Spaß machte. Was sich im Ergebnis wiederfindet: ein toller Zusammenschnitt aus stimmungsvollen Landschaftsbildern, Einblicken und Gesprächen über den Sport und die Menschen. Oder, wie es Timo Bracht schon formulierte: „Es ist fantastisch geworden.“