Wie LUXHAUS die Baukrise meisterte

Übergabe an eine weibliche Doppelspitze ist in vollem Gang
Stand: 26.01.2025

Er fällt spät im Gespräch, der entscheidende Satz: „Ich denke, dass wir das Tal durchschritten haben.“ Alexander Lux sagt ihn mit Bedacht, denn hinter dem Georgensgmünder Familienunternehmen liegen harte Jahre. Und er sagt ihn mit einem Lächeln in Richtung seiner Töchter Julia und Maria, schließlich sind sie ein weiterer Grund für den Optimismus des 67-Jährigen.

„Sie sind die neue weibliche Doppelspitze“, stellte der LUXHAUS-Geschäftsführer Landrat Ben Schwarz sichtlich stolz „die vierte Generation im Unternehmen“ vor. Der war zum 100. Geburtstag im Vorjahr verhindert, wollte aber unbedingt selbst noch seine Aufwartung machen und sich aus erster Hand informieren. „Es geht nichts über den direkten Austausch“, unterstrich er.

Schwarz freute sich über das viele Positive, das er hörte. „Toll, was Sie in all den Jahren umgesetzt und an Innovationsgeist gezeigt haben.“ Ein Kompliment machte er für den sensiblen Umgang der Unternehmerfamilie in der Krise. Der Abbau von Arbeitsplätzen – für Alexander Lux „eine ganz schlimme Phase“ – sei nicht zuletzt wegen dem offenen Umgang und dem Zusammenspiel vieler Partner „bemerkenswert geräuschlos“ (Ben Schwarz) über die Bühne gegangen. Auch der sensible Umgang mit den bescheiden begangenen Jubiläumsfeierlichkeiten rangen dem Landrat Respekt ab. „Ein rauschendes Fest wäre sicher kein gutes Zeichen gewesen.“ Gleichwohl verdienten es 100 Jahre Firmengeschichte absolut, herausgestellt zu werden, betonte er.

Schwarz bescheinigte dem aus einer Forstwirtschaft hervorgegangenen Familienunternehmen steten Innovationsgeist. Immer wieder höre er von gescheiterten Betriebsübergaben oder solchen mit viel Sand im Getriebe. Umso schöner sei es zu sehen, dass es auch ganz anders geht. „Sie leben das, Kompliment.“

1992 hat Alexander Lux das Unternehmen, das sich aus einem Sägewerk und einer Zimmerei entwickelt hat, übernommen. Sein ursprünglicher Plan: Im Jahr 2022 mit 65 Jahren („das fühlte sich gut an“) übergeben. Dann aber „sind wir in die allgemeine Baukrise geraten und das Letzte, was ich gewollt hätte, ist, das Unternehmen in stürmischem Fahrwasser zu übergeben“. Die Ursachen: Holzpreise, die durch die Decke gingen, Lieferkettenprobleme, die Ausläufer von Corona, der Krieg in Europa, gestiegene Energiekosten und insbesondere die Verdreifachung der Baukreditzinsen führten zu einem lange anhaltenden Nachfrageeinbruch. Dazu macht Alexander Lux eine einfache Rechnung auf. Von über 100 000 Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im Jahr 2022 blieben im Jahr 2024 gerade einmal 44 000 übrig. „Der Markt ist quasi kollabiert.“ Eine Entwicklung, die auch vor LUXHAUS nicht Halt machte. Die Familie reagierte mit Umstrukturierungen und besagten Entlassungen. Allerdings auf Lux-Art. „Letztlich haben wir nur einem Mitarbeiter gekündigt“, erzählt der Senior von dem Prozess, in den von Beginn an Vertreter von IG Metall, der Agentur für Arbeit, externe Berater und natürlich der Betriebsrat eingebunden waren.

Das Licht am Ende des Tunnels sehen sie nun, miteinander. Alexander Lux als derjenige, der offiziell das Heft noch in der Hand hat, Julia Lux, die sich ums Marketing kümmert, und Maria Lux, die vor zwei Jahren die kaufmännische Leitung übernommen hat. Festzumachen ist dies unter anderem in der Fertigung. „Im Schnitt bauen wir pro Woche etwa ein Haus mehr als im Vorjahr“, bemerkt der Unternehmer in dritter Generation. Der will sich nun langsam zurückziehen, nach dem Motto: Wenn das Schiff in ruhigeren Gewässern fährt, kann der Kapitän von Bord gehen.

Dass LUXHAUS im Vergleich zu manch anderem Unternehmen relativ gut durch die Krise gekommen ist, liegt maßgeblich an der Positionierung. Hochwertige, individuell nach Architektenentwurf geplante Holzfertighäuser spielen zwangsläufig im höherpreisigen Segment. In diesem war der Einbruch an Neubauten nicht ganz so gravierend, berichtet das Führungstrio. Geholfen habe auch die Aktion „Jubiläumshaus“, die aufgrund der guten Nachfrage unter anderem Namen in die Verlängerung gehen soll. Dahinter steckt ein 20-Punkte-System, mit dessen Hilfe Bauherren sparen können. Beispiel: Liegen beide Bäder im Haus übereinander, wird´s günstiger. 

Dennoch war und ist Alexander Lux, der sich stark im Bundesverband Deutscher Fertigbau engagiert, das Agieren der „großen“ Politik ein Dorn im Auge. Das Einfamilienhaus sei viel zu lange aus dem Fokus verschwunden. Dazu galoppierende Grundstückspreise und die Grunderwerbsteuer, „da wird es für viele einfach schwer“, ergänzte Ben Schwarz, der den Lux‘ Wunsch an die neue Bundesregierung, junge Familien zu fördern, dick unterstrich.

Julia Lux vermisste die Verlässlichkeit der Politik. „Das macht investieren schwer“, meinte sie. Auch da konnte der Landrat nur zustimmen. „Wir müssen Prozesse anders denken“, die unteren Ebenen bräuchten mehr Entscheidungsfreiraum, fordert er. Und sieht gleichermaßen Eile geboten.

Passgenau für die Zielgruppe junge Familie könnte „bauen.wiewir“ sein. Die Idee: Die Premium-Qualität von Luxhäusern mit vorgeplanten Grundrissen im Internet zu verkaufen. Das spart Architektenleistungen und Vertriebskosten und geht zudem digital neue Wege. Das Haus kann von zuhause aus konfiguriert werden, Preis inklusive. Was nicht bedeutet, dass es bei der LUXHAUS-Schwester keine 1:1-Betreuung in allen Projektphasen gibt. Julia Lux ist anzumerken, wie sehr sie diesen Kontakt liebt. „Hochzeit, Geburt, Hauskauf“, ordnet sie ein. „Was gibt es Schöneres, als so ein Produkt zu vermarkten?“

Eine Aussage, die Alexander Lux zum Strahlen bringt. Und die gut zum Bild mit dem Licht am Ende des Tunnels passt.