Wenn die Natur in den Garten zieht

Besuch von zwei Zertifiziererinnen - Lob für die Eckersmühlenerin Martina Kraus
Stand: 27.04.2025

Ende Juni öffnet sie ihr grünes Paradies für Besucher

Es bedurfte nur weniger Momente und eines Blicks in die Gesichter von Michaela Melsbach und Michaela Ochsenkühn. Dann war klar: Der Garten von Martina Kraus ist ein Naturgarten. Ein zertifizierter obendrein, wobei das nicht das einzige Prädikat ist, das die beiden Fachfrauen vergaben.

Martina Kraus, die im Jahr 2020 mit der Umwandlung ihres Gartens zu „mehr Natur“ begann, durfte sich über eine Menge Lob der Zertifiziererinnen freuen. Für Großes wie ihr Gewächshaus oder für Kleines wie manch liebevolles Detail. „Das sollte Schule machen“, wünschte sich Michaela Melsbach zusammenfassend, die das Thema im Landratsamt betreut. Von dort – genauer in Person von Kreisfachberater Johannes Schneider – kam auch die Anregung, das Kleinod in Eckersmühlen zertifizieren zu lassen. Schneider war bei den Vorbereitungen für den Tag der Offenen Gartentür auf Martina Kraus aufmerksam geworden, weil ihr Garten ganz weit oben auf der Teilnehmer-Wunsch-Liste stand.

Nach dem Motto, wer A sagt…, hat sie nicht nur für den Tag, sondern auch für die „Prüfung“ zugesagt. Beides ein schöner Aufhänger, „Eckersmühlen braucht mehr Naturgärten“, findet sie. Die Jurorinnen weiten den Wunsch geographisch aus: „Im Grunde überall“, verdeutlichen sie mit Hinweis auf manches Neubaugebiet.

Martina Kraus ist am 29. Juni aus Überzeugung dabei. „Um andere zu inspirieren und zu zeigen, dass es auch anders geht.“ Ein Satz, der Michaela Melsbach aus dem Herzen spricht. „Wir haben was gegen Kiesgärten, das Monotone und sind froh über jedes grüne Pflänzchen.“ Was ihr und ihrer Co-Jurorin in Martina Kraus‘ „Ein-Mann-Betrieb“ besonders gut gefällt: Der Nachhaltigkeitsgedanke. Die Fenster für den Hühnerstall stammen aus dem Hofmeierhaus in Hilpoltstein, alte Steine vom Friedhof, die Dachziegeln aus dem „alten“ Wild’schen Elternhaus. Nachhaltigkeit, die Melsbach und Ochsenkühn gefällt.

Martina Kraus hat Erfahrungen mit Neugierigen, von denen sie angesprochen wird, wenn sie sie in ihrem kleinen Paradies antreffen. „Da hat sich schon so manches schöne Gespräch entwickelt.“ In dem wiederum so manches Vorurteil ausgeräumt werden konnte zum Thema – positiv wie negativ. Natürlich seien die Gänseblümcheninseln im Gras wunderschön, „du hast sie halt aber auch überall anders.“ Oder die Eicheln, die aufzusammeln sind. „Es ist ja nicht so, dass alles sich selbst überlassen ist.“

Aber es gibt eine Menge, was über die Optik hinaus für Arbeit und Aufwand entschädigt. „Ich hab‘ immer was zum Naschen“, sagt sie über ihren Sommergarten. Die Sache mit der Selbstversorgung klappt gut. Und sie erfreut sich an der Vielzahl ihrer tierischen Gäste.  Die finden Nahrung und Schlupfwinkel – Pluspunkte, die in die Bewertung mit einfließen.

Schon als Jugendliche habe sie am Balkon alles Mögliche selber gezogen, erzählt Kraus; dass sie aus einer Gärtnerei stammt, mag das ein Stück weit befeuert haben. Dennoch war rund ums schmucke Einfamilienhaus „Klassik“ angesagt – bis sich der Buchsbaumzünsler einnistete und die zweifache Mama zum Handeln zwang. Eine für ein Jahr angesäte Blühwiese, gepaart mit dem Wunsch, sich selbst versorgen zu können, erwies sich dann als Initialzündung. Mehr Natur, mehr heimische Stauden und Hölzer, lautet seitdem ihre Devise.

Wie zum Beweis summt und brummt es beim Rundgang der Bewertungskommission.  Für Gesprächsstoff sorgt ein Rosmarinbusch, der diese Bezeichnung verdient. „Dabei mach ich da gar nichts Besonderes“, erklärt Martina Kraus. Hingucker gibt es aber mehr: Wildkräuter hier, Kartoffeln, die „heute noch in die Erde müssen“ da. Und natürlich die Blütenpracht.

„Ich kann alles brauchen“, sagt sie beinahe schon entschuldigend mit Blick auf die Klinkersteine als Beet-Einfassung oder die leicht angerostete Brunnenabdeckung. Beides wieder Details, von denen die Jurorinnen angetan sind. Sie machen kein Geheimnis daraus, dass der Kraus’sche Garten bestehen wird. Nur, ob die Plakette rechtzeitig zum Tag der Offenen Gartentür geliefert wird, ist fraglich.

Dass sie ihren Garten da für die Allgemeinheit öffnet, ist für die 50-Jährige nur konsequent. Vor allem im Sommer blieben ohnehin viele Spaziergänger bei ihr hängen. „Gespräche über den Gartenzaun“, nennt sie das. Die sind ein Stück weit Bestätigung, denn „natürlich macht ein Naturgarten Arbeit“. Die Zertifizierung geht in die gleiche Richtung. „Sie zeigt, dass mein Ideal von einem Garten etwas wert ist.“

Hinter der Aktion „Bayern blüht – Naturgarten“ steht die Idee, die heimische Artenvielfalt zu fördern, sowie der Tier- und Pflanzenwelt neue Lebensräume zu schaffen, erläutert Michaela Melsbach. Für die Zertifizierung gilt das Vier-Augen-Prinzip, die Juroren stammen oft aus Obst- und Gartenbauvereinen. Auch Martina Kraus ist Mitglied, in Eckersmühlen, dessen OGV diesen Sommer den Tag der Offenen Gartentür ausrichtet.

Rund 50 Gärten haben Ochsenkühn, Melsbach und ihre vier Kollegen im Landkreis bereits zertifiziert, „wir freuen uns über jeden, der hinzu kommt“. Um die Auszeichnung zu verleihen, arbeiten sie einen Katalog mit Kern- und Kann-Kriterien ab. So ist der Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger nicht verhandelbar, ebenso wenig darf keine torfhaltige Erde oder Substrat eingesetzt werden. Zusätzlich braucht es einen Haken der Juroren hinter dem Punkt „hohe ökologische Vielfalt“.

Dann gibt es verschiedene Naturgartenelemente, von denen ebenso mindestens sieben erfüllt sein müssen wie aus der Rubrik Bewirtschaftung und Nutzen. Darunter fallen etwa Nützlingsunterkünfte, sparsame Bewässerung, Obstgarten und Beerensträucher. Wie viele Punkte Michaela Melsbach und Michaela Ochsenkühn letztlich vergeben haben, dürfen sie nicht verraten. Müssen sie aber auch nicht, die grüne Idylle spricht ohnehin für sich.

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