
„Einfach machen"
Landrat Ben Schwarz bekommt auf dem Deutschen Schulträgerkongress in Düsseldorf viel Lob für seine Beiträge
Stand: 30.11.2025
Der Anspruch war hoch: Nichts Geringeres als die Schule der Zukunft sollte an diesen Messetagen neu gedacht werden – zumindest laut dem Titel des Schulträger- und Schulleiter-Kongresses in Düsseldorf. Ganz sicher also ein Ritterschlag, dass Landrat Ben Schwarz als Teilnehmer eines Diskussionsforums einen Beitrag dazu leisten durfte.
So saß neben ihm unter anderem der Thüringische Staatssekretär im Bildungsministerium, Dr. Bernd Uwe Althaus, der Schwarz mehrfach zustimmte. Unter anderem zur Forderung, „mehr Mut zu haben Dinge anzupacken“. Seiner Erfahrung nach sei man in Deutschland viel zu sehr versucht, Gründe zu suchen, warum etwas nicht funktioniere statt lösungsorientiert Wege zu finden, damit es funktioniere. Eine Erkenntnis, die ihm nicht nur, aber im Besonderen im Bildungsbereich begegne.
Mit „Lernräume der Zukunft" war die Gesprächsrunde überschrieben, in der Ben Schwarz als Sachaufwandsträger gefragt war. Die Schulleiter vertrat Ulrike Hölzel aus Hersbruck, Dr. Alfons Frey, Leiter des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung, brachte diesen Bereich ein. Für die Schulaufsicht war Joachim Schnabel aus dem Landkreis Nürnberger Land gekommen. Der nahm eine Doppelrolle ein, hat er doch in Schnaittach ein „Muster-Klassenzimmer“ konzipiert, das Lehren und Lernen in der Gruppe und individuell mit verschiedenen Methoden möglich macht, das gleichermaßen Rückzugsbereiche und Kreativzonen bietet. Und, ganz entscheidend, auch im Bestand realisiert werden kann.
Denn, eine Zahl, die Schnabel mitgebracht hatte: Nur ein Drittel aller deutschen Klassenzimmer seien neu oder renoviert. In Zeiten knapper Kassen „müssen wir uns dann wohl mit dem arrangieren, was wir haben.“ In Schnaittach waren dies vergleichsweise „einfache“ Maßnahmen zu Licht, Ambiente, Akustik. Sein Ansatz: Schule als Lebensraum sehen. Für Dr. Alfons Frey ist das „Muster-Klassenzimmer“ ein großer Wurf, „im Grunde müsste das eine Wallfahrtsstätte für Schulen aus ganz Bayern werden.“
Die finanzielle Situation der Kommunen war auch eines der Themen, die Ben Schwarz nach Düsseldorf mitgebracht hatte. Umso mehr müssten Ressourcen bestmöglich eingesetzt werden. Die finanziellen Engpässe würden durch den Rechtsanspruch auf einen Ganztagesplatz verschärfen, sensibilisierte er. Der würde auf Bundesebene ausgerufen, bezahlen müssten aber „die Kleinen“.
Schwarz wies auf ein anderes Hindernis hin. „Wir reiben uns zwischen Zuständigkeiten auf“, führte er vor Augen. Wieder Beispiel Ganztag: Im Gegensatz zu anderen Ländern unterstünden in Bayern Schule, Hort, Mittagsbetreuung, offener und gebundener Ganztag unterschiedlichen Kompetenzen und Ministerien.
Staatssekretär Dr. Bernd Uwe Althaus stimmte Ben Schwarz zu, als dieser „mehr Luft zum Gestalten“ forderte. „Man darf uns durchaus etwas zutrauen.“ Mut sei aber auch an anderer Stelle gefragt. „Wir müssen offen sein für neue Konzepte und pragmatische Lösungen.“ Entscheidend wäre zudem eine bessere Verzahnung. „Dass sich jeder eigenständig Lösungen erarbeitet, werden wir schlicht nicht finanzieren können.“ Joachim Schnabel stimmte zu: Allein in seinem Schulamtsbezirk würden 27 Gemeinden diskutieren.
Bernd Uwe Althaus unterstützte den Aufruf des Rother Landrats. „Haben wir doch mal den Mut, uns auf den Weg zu machen.“ Der gelernte Physik- und Mathematiklehrer und frühere Schulleiter brachte das Beispiel Estland ein, das seinen Bildungsplan auf drei Seiten festgeschrieben hätte. Im Gegensatz dazu stamme die Schulbauförderungsrichtlinie in seinem Land aus dem Jahr 1996.
Ulrike Hölzel konnte Schwarz` Wunsch, den Entscheidungsträgern mehr Ermessen und Spielräume zu geben, unterschreiben. So dürfte sie zwar für ihren Neubau, der in fünf Jahren in Betrieb gehen soll, moderne und alternative Lernmittel anschaffen, nicht aber jetzt – dabei sei ein sanfter Übergang doch essentiell „und ich muss mein Kollegium doch mitnehmen“. Nicht das einzige Beispiel.
Zu den Bauzeiten merkte Ben Schwarz an, dass sich Planungen oft überholen würden. Mit der Folge, dass „wir baulich so wenig wie möglich fixieren, sondern Gebäude möglichst flexibel gestalten sollten“.
Dr. Alfons Frey brachte einen weiteren Gedanken ein, der allen sehr gut gefiel. Lernräume sollten doch nicht nur auf das Schulgebäude begrenzt sein. Die Gärtnerei oder Schreinerei um die Ecke, der metallverarbeitende Betrieb: Warum nicht dort „lernen“?
Das hätte einen weiteren Vorteil. Immer mehr Kinder verbringen – Stichwort Ganztag – mehr Zeit in der Schule als zuhause. Man könne sich ausmalen, wenn dann nur ein „Standard-Raum“ zur Verfügung stehe. „Wir müssen uns da was einfallen lassen“, waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Landrat Ben Schwarz bekräftigte: „Wir müssen Lernräume ganzheitlicher denken.“