
Stufiges Stück Stadtgeschichte
Treppenanlage und Brunnen im Weinbergpark erhalten den Denkmalschutzpreis des Bezirks
Stand: 08.04.2025
Stufen als Denkmal, das hat man nicht alle Tage. Schon gar nicht als Landratsamt. Und schon gar nicht ein ausgezeichnetes. Umso größer ist die Freude über den Denkmalschutzpreis des Bezirks Mittelfranken, den der Landkreis und die Stadt Roth miteinander für die Sanierung der Treppenanlage im Weinbergpark erhalten haben – und damit ein Stück Geschichte.
Landrat Ben Schwarz nahm bei der feierlichen Verleihung im Festsaal des Nürnberger Künstlerhauses eine Doppelrolle ein. Neben dem „halben“ Preis für die Treppenanlage samt Brunnenanlage vor der Seitz-Villa war es ihm ein Anliegen, den ebenso prämierten „Kollegen“ aus dem Landkreis zu gratulieren. Die haben der Kirche St. Oswald in Mäbenberg, dem Anwesen Höfener Weg in Heideck, der Einfassung der Wolfgangsquelle bei Schloss Kugelhammer und der Kirche St. Jakobus in Landersdorf zu neuem Glanz verholfen.
Die Sanierung des Ensembles aus Treppe und Brunnen war ein lang gehegter Wunsch von Stadt und Landkreis und greift den Wunsch auf, die Parkanlage wieder neu in Wert zu setzen. Federführend bei der Maßnahme von der Planung bis zur Beauftragung der Landschaftspflege und Natursteinarbeiten war die Stadt Roth, die weitaus mehr Fläche besitzt. Da sowohl der obere als auch der untere Weinbergpark 2002 als Denkmal ausgewiesen wurde, war eine finanzielle Förderung vom Landesamt für Denkmalpflege und der Bayerischen Landesstiftung möglich.
Dafür war es nötig, die neuzeitliche Eingangstreppe vollständig abzureißen und das Gelände um mehr als 50 Zentimeter abzusenken, weil erst dies eine Wiederherstellung der ursprünglichen Optik der gesamten Treppenanlage möglich machte. Wo es möglich war, wurde die alte Bausubstanz wieder verwendet. Die Stufen wurden aus Tavertin neu gefertigt, die Säulenpostamente aus Worzeldorfer Sandstein restauriert und die Fläche mit Granit-Kleinpflaster gestaltet. Die Gärtner des Landratsamts haben die Gelegenheit genutzt und einen Rückzugsraum für Reptilien mit Wurzelstock, einigen Natursteinen und einer Blühfläche angelegt. Für Landrat Schwarz eindeutig eine weitere Aufwertung „und ein Zeichen“.
Insbesondere die Seitz-Villa, von der die Treppen in den Park führen, ist ein Stück Rother Stadtgeschichte. Der Maler Anton Seitz ließ sie 1877 erbauen – die Parks selber datieren aus den Jahren 1825 und 1877, angelegt von seiner Familie als Sommersitz. 1934 wurde das inzwischen in Eigentum der Stadt befindliche Gebäude zum Krankenhaus umgebaut. Als dieses – mittlerweile Kreiskrankenhaus – erweitert werden musste, griff man massiv ins Gelände ein und verfüllte die zentrale Treppenanlage und den Brunnen.
Bereits 2003 gab die Stadt Roth ein Parkpflegewerk in Auftrag, es sollte aber 15 Jahre dauern, ehe mit konkreten Planungen begonnen wurde. Ab 2020 liefen dann Gespräche, die Sanierung als Gemeinschaftsaufgabe zwischen Landkreis und Stadt anzugehen. Eingeweiht werden konnte die Treppenanlage samt Brunnen dann im September 2023. Gesamtkosten: Über 400 000 Euro, von denen gut 170 000 der Landkreis getragen hat.
„Jetzt haben wir den wahrscheinlich schönsten Hintereingang eines Landratsamtes in ganz Bayern“, ordnet Denkmalpfleger Martin Danninger ein. Er begrüßt auch die Absichten der Stadt Roth, dem Rest des Gesamtareals zu altem Glanz zu verhelfen. In weiteren Schritten sollen der historische Bierkeller sowie eine Pergola saniert werden. „Es wäre schön, wenn das weiterginge und auch die Sichtachsen und die einzelnen Gestaltungselemente des Parks wieder verstärkt wahrnehmbar sind.“
Bei der Denkmalschutzprämierung würdigte Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster die Leistungen der insgesamt 32 Preisträger. Diese hätten mit Tatkraft, Engagement und Kreativität nicht nur wertvolle Bausubstanz erhalten, sondern auch einen Beitrag geleistet für den Erhalt regionaler Vielfalt und Identität in Mittelfranken. Und im Landkreis.