B ... trifft Kreisheimatpfleger und -pflegerin

Was ist eigentlich die Aufgabe der Kreisheimatpfleger Eva Schultheiß und Klaus-Dieter Gugel?
Stand: 04.10.2025

Die Netzwerker in Sachen Heimat

Landrat Ben Schwarz wollte das aus erster Hand die Aufgaben der Kreisheimatpfleger Eva Schultheiß und Klaus-Dieter Gugel wissen 

Von wegen nur Tracht und Volksmusik! Im Landkreis ist Heimat viel mehr. Umso glücklicher können sich rund 130 000 Bürger schätzen, dass es mit Eva Schultheiß und Klaus-Dieter Gugel zwei besondere Menschen gibt, die das Bewahren und Pflegen dieser Heimat als ihre Berufung empfinden. Ein spannendes und vielfältiges Ehrenamt, wie sich herausstellt, als die beiden kürzlich bei Landrat Ben Schwarz zu Besuch waren.

Zunächst die Fakten: Die Zuständigkeiten von Eva Schultheiß, die in Heideck zu Hause ist, und Klaus-Dieter Gugel, der in Rohr ganz im Landkreisnorden wohnt, sind räumlich aufgeteilt: Gugel ist für den nördlichen, Schultheiß für den südlichen Teil zuständig. Eine Grenze, die vor allem Eva Schultheiß nicht mag. So lädt sie beispielsweise seit vielen Jahren zu Dorfkirchenfahrten ein, damit die oftmals im Alltag zugesperrten Dorfkirchen Entdecker finden können.

Auch in der Zusammenarbeit der beiden verschwimmt Nord und Süd. Die Kreisheimatpfleger sehen sich als Team, das Themen und Termine gemeinsam bespricht. „Es ist schon viel“, gibt Klaus-Dieter Gugel zu. Veranstaltungen, Eröffnungen, Einladungen von Vereinen. „Ich fahre genau so gerne in den Süden wie Evi in den Norden.“ Manchmal gelingt es, dass beide kommen. Ihre Mission immer: „Es geht darum, Aktive zusammenzuführen, Kontakte herzustellen, zu pflegen, zu vernetzen.“  Und das auch über die Landkreisgrenzen hinaus.

Landrat Ben Schwarz hatte über sein grundsätzliches Interesse hinaus einen guten Aufhänger für den Austausch gefunden. In der Broschüre für den diesjährigen Tag des Offenen Denkmals war von wertvoll und unbezahlbar die Rede. Schlagworte, die nicht nur für die alten Gebäude, sondern den Erhalt der Heimatgeschichte als Ganzer gelten (sollten). Nur: Wie kann das gelingen, was ist die Aufgabe und wo drückt vielleicht auch der Schuh?

Heimatkunde habe nur zu einem sehr kleinen Teil mit Trachten und Volksmusik zu tun, erklärt Eva Schultheiß – das dazugehörende Klischee inbegriffen. Dabei sei es durchaus spannend nachzuvollziehen, warum ein Festtagsgewand so aussehe, wie es aussehe, oder worauf regionale Unterschiede gründen.

Gugel ergänzt das „Einsatzfeld“, das freilich noch größer ist, um Kultur, Kunst im weitesten Sinne, Orts-, Dorf- und Heimatgeschichte. In der Praxis bedeutet das, unter anderem Heimatvereine, Heimatkundler und Forscher zu unterstützen, Museen zu beraten oder sich für Denkmalschutz stark zu machen. „Damit sind wir praktisch ständig beschäftigt“, veranschaulicht er.

Ben Schwarz macht eine weitere, wichtige, wenn auch gleichsam schwierige Aufgabe aus: Es sollte vor allem auch gelingen, die jüngere Generation für Heimatpflege zu begeistern. Heimat entdecken und zu gestalten sei ein spannendes Thema, will der Landrat begeistern. Eva Schultheiß bestätigt, dass bei Führungen zur Geschichte des Landkreises Familien und Kinder oft großes Interesse zeigen. Damit sei ein erster Stein gesetzt.

„Einbringen dürfen sich aber alle“, spannt der 64-jährige Rohrer den Bogen mit einem Lächeln weiter. Er selbst habe auch erst später Feuer gefangen. Das sei ein Entwicklungsprozess, meint er. „Wir versuchen, auf vielfältige Weise und mit unterschiedlichen Aktionen für unsere Themen zu begeistern“, überschreibt Gugel sämtliche Tätigkeiten. Sie gehen einher mit der Hoffnung, dass Begeisterung später in persönliches Engagement mündet. Gerade die Vielseitigkeit berge große Chancen, animieren sie.

Apropos Begeisterung: Für Klaus-Dieter Gugel und Eva Schultheiß ist Heimatpflege das Gestalten von Gegenwart und Zukunft.

Eines der Programme der Heimatpfleger im Landkreis, mit dem die Breite der Bevölkerung angesprochen werden soll, ist das „Heimatkundliche Jahresthema“. Aktuell steht das Jubiläum „500 Jahre Bauernkrieg“ im Mittelpunkt. Dazu finden noch zwei Veranstaltungen statt. Bereits am Montag, 6. Oktober (19 Uhr, Bürgerhaus Kammerstein), beleuchtet Pfarrer und Kirchenhistoriker Dr. Roland Liebenberg, wie die fränkische Reichsstadt Nürnberg mit dem revolutionären Aufstand „des gemeinen Mannes" umging. Und wie sich Sebastian Franck, eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des 16. Jahrhunderts, als Nürnberger Landpfarrer verhielt. Nächste Empfehlung: Der Vortrag von Dr. Rainer Tredt, Eichstätter Stadtheimatpfleger Eichstätt. Der will „Alltag und Alltägliches aus der Zeit des Bauernkrieges“ erzählerisch und bildlich vor Augen führen (19 Uhr, Schwarzes Ross). Anmeldungen sind für beide Termine nicht erforderlich.

Für das kommende Jahr steht das Motto bereits fest. Schultheiß und Gugel wollen gemeinsam mit vielen Aktiven ein Programm zum Thema „Heimarbeit“ gestalten. „Wir sind gerade dabei, uns einzulesen und Menschen zu suchen, die noch aus erster Hand darüber berichten können“, erläutern sie. Ihre Fähigkeit, zu vernetzen und zu begeistern wird ihnen dabei sicher wieder in besonderer Weise zugute kommen.

Oft sind es Projekte, die den Arbeits-Schwerpunkt der Ehrenamtlichen bestimmen. Ausgesprochene eigene Steckenpferde haben sie nicht. „Das ist wohl auch ganz gut so, man sollte offen sein für alles“, meint der Rohrer.

Landrat Ben Schwarz ist sowohl von dem riesigen Aufgabenspektrum als auch dem Engagement des Duos mehr als angetan. „Ihr seid wirklich die Gesichter der Heimatpflege im Landkreis“, lobt er. Entsprechend freue er sich, mit beiden „die Vergangenheit zu erforschen und die Zukunft zu entwickeln. Das macht nämlich Riesenspaß“.

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