
Medizinstudenten erleben Praxisnähe
Seminar „Vom Studium in die Praxis" begeistert angehende Ärzte und Projektpartner
Stand: 17.11.2025
Praxisnähe – Dieses Wort hatte für sieben Medizinstudenten eine besondere und doppelte Bedeutung. Sie verbrachten ein Wochenende im Landkreis, um Einblicke in die hausärztliche Tätigkeit zu gewinnen. Es sollte nicht der einzige Gewinn bleiben.
Denn die Veranstaltung „Vom Studium in die Praxis“, die das Regionalmanagement des Landkreises mit der Gesundheitsregionplus Roth-Schwabach organisiert hatte, brachte neben vielen anderen wichtigen Erkenntnissen ein „Match“: Eine frisch approbierte Ärztin wird in der Praxis Weikert hospitieren.
Ziel des Programms ist es, angehenden Ärztinnen und Ärzten praxisnahe Versorgungsstrukturen, lokale Netzwerke und innovative Modelle ärztlicher Zusammenarbeit aufzuzeigen – auch, um Hemmschwellen abzubauen. Darüber hinaus stand ein Austausch mit Bürgermeistern auf dem Programm, bei dem offen über Erwartungen, Herausforderungen und Chancen einer Berufsausübung im ländlichen Raum gesprochen wurde.
„Arbeitserleichterung durch Nutzung regionaler Strukturen“ lautete das diesjährige Motto – und es wurde mit Leben gefüllt: Die Studierenden erfuhren hautnah, wie gute Vernetzung, Teamarbeit und moderne Versorgungsformen die tägliche Arbeit in Klinik und Praxis erleichtern. Am ersten Tag stand die Versorgung schwerstkranker Patienten und deren Begleitung am Lebensende im Fokus. Nach der Begrüßung durch Kreisklinik-Vorständin Nadine Ortner wurde den Studierenden das Zusammenspiel einer hausärztlichen Versorgung, der stationären Versorgung auf der Palliativstation in Roth und der anschließenden Betreuung durch die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) vorgestellt. Hierfür standen die Oberärztin der Palliativstation der Kreisklinik, Dr. Anna Katharina Rein, und der ärztliche Leiter der SAPV, Dr. Christian Maune, Rede und Antwort und erläuterten anhand eines Praxisbeispiels ihre Zusammenarbeit. Beim anschließenden Rundgang über die Palliativstation gaben Stationsärztin und Pflegekräfte wertvolle Einblicke in die besonderen Anforderungen dieser sensiblen Arbeit.
Die Studierenden zeigten sich begeistert von den vielfältigen Eindrücken: „Wie der Wunsch des Patienten im Bereich der Palliativversorgung in den Mittelpunkt gerückt wird und hierfür über die Sektorengrenzen hinweg zusammengearbeitet wird, ist wirklich beindruckend“, fasste Sophia Schulte-Bocholt, die zur Zeit in Tübingen studiert, den Tag zusammen. Sie könne sich eine Tätigkeit in diesem Bereich sehr gut vorstellen, ergänzte sie.
Am Abend stand Gemeinschaft im Mittelpunkt: Beim Fackelspaziergang am Heidenberg mit dem Hubert-Schwarz-Team konnten sich die Studierenden mit Hubert Schwarz und Vertreterinnen und Vertretern der Region in lockerer Atmosphäre austauschen und sich über die Vorzüge des Landkreises informieren.
Der Sonntag bot praxisnahe Einblicke in die ärztliche Selbstständigkeit. In Hilpoltstein zeigten Dres. Simone und Sebastian Weikert ihre neuen Räumlichkeiten und erläuterten Abläufe und Planungsaspekte einer modernen Praxis. Anschließend ging es weiter zur Residenz Hilpoltstein, in der über Zukunftsmodelle ärztlicher Versorgung diskutiert wurde.
Grundlage des Gesprächs bildeten aktuelle Ergebnisse der Bertelsmann-Stiftung zur Praxis- und Standortwahl von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung. Deutlich wurde: Die nächste Generation legt besonderen Wert auf gutes Arbeitsklima (85 Prozent), räumliche Nähe zur Heimat oder zum Ausbildungsort (65 %) sowie flexible Modelle wie Teilzeit oder Anstellung (über 60 Prozent). Im Vordergrund steht der Wunsch nach Teamarbeit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und modernen Praxisstrukturen mit digitaler Unterstützung. Die von Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch thematisierten Herausforderungen bei einer Niederlassung wurden von den Studierenden bestätigt. Sie empfinden die wirtschaftlichen Risiken, die hohe Bürokratie und die Personalverantwortung als Belastung beim Berufseinstieg.
Die Bürgermeister zeigten Verständnis für den Wandel im Berufsbild. „Dass Teamarbeit, Fallbesprechungen und Arbeiten im Team gerade am Anfang zu einer gesunden Work-Life-Balance beiträgt, liegt auf der Hand“, stellte Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl fest. Sein Amtskollege Josef Dintner lotete mit den Studierenden intensiv die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Kommunen und niederlassungswilligen Ärzten aus. In der Diskussion wurde deutlich, dass Städte und Gemeinden dazu beitragen können, Mediziner für den ländlichen Raum zu gewinnen – etwa durch kostenfreien Wohnraum für Famulanten, moderne Infrastruktur und persönliche Kontaktvermittlung zu den bereits in der Region tätigen Ärztinnen und Ärzten. Michael Kreichauf, Vize-Bürgermeister von Thalmässing, rückte zudem die Kreisklinik in den Fokus, die für große Stabilität für die Gesundheitliche Versorgung in der Region sorgt und zugleich gerade für den Einstieg von jungen Medizinerinnen und Medizinern, welche sich noch nicht für eine Tätigkeit in einer Praxis entscheiden können, gute Arbeitsplätze bietet.
Am Ende stand die Erkenntnis, dass gegenseitiges Verständnis der Schlüssel ist: Studierende wünschen sich Wertschätzung, planbare Arbeitszeiten und klare Perspektiven – Gemeinden können mit regionaler Offenheit, Vernetzung und Unterstützung entscheidend dazu beitragen, dass sich junge Ärztinnen und Ärzte für eine Weiterbildung zum Allgemeinmediziner im ländlichen Raum entscheiden.
Nadine Ortner zog ebenso ein positives Fazit. Sie sah den persönlichen Austausch als Bereicherung und lobte das Engagement der jungen Gäste: „Sich am Wochenende mit einem auch emotional herausfordernden Thema zu beschäftigen zeigt, mit welchen Engagement die kommende Generation von Medizinerinnen und Medizinern ihr Studium absolvieren.“
In einem waren sich alle Beteiligten einig: Das Format „Vom Studium in die Praxis“ ist ein gelungenes Beispiel, wie Landkreise aktiv dazu beitragen können, den medizinischen Nachwuchs für eine Tätigkeit außerhalb der Großstädte zu gewinnen. Die Mischung aus Fachvorträgen, Begegnungen und persönlichen Gesprächen machte deutlich, dass gute Medizin überall dort entstehen kann, wo Menschen gemeinsam Verantwortung übernehmen.
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