
Alte Gebäude - neu gedacht
Aus Notsicherung wird Schmuckstück
Stand: 01.02.2025
Bezirkstagspräsident Daniel Forster übergab im Beisein von Landrat Ben Schwarz und Bürgermeister Werner Langhans an Dieter Roth einen Förderbescheid für dessen „klasse“ Sanierung eines Ensembles in Röthenbach/St. Wolfgang
Es ist ein langer Weg gewesen, aber in jedem Moment der kleinen Feierstunde ist Dieter Roth anzumerken, dass er froh ist, ihn gegangen zu sein. In gut drei Jahren hat der gebürtige Röthenbacher sein Elternhaus renoviert. Und dafür Lob und Anerkennung aus höchsten Kreisen bekommen – für das Ergebnis und die Vorgeschichte.
Die begann mit einer Notsicherung im Jahr 2015. Damals war den Denkmalschützern der schlechte Zustand des Wohnstallhauses aufgefallen. So drohten Dachziegel herabzufallen und Feuchtigkeit ins Gebäude einzudringen – was dem Denkmal geschadet hätte. „Kaum zu glauben“, staunten Bezirkstagspräsident Daniel Forster, Landrat Ben Schwarz und Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhans übereinstimmend.
Denn nun sahen sie in der Alten Salzstraße ein wunderbares Ensemble. In der alten Scheune wohnt die Tochter von Dieter und Gabriele Roth mit ihrer Familie, im früheren Wohnstallhaus haben sechs Wohnungen Platz gefunden. Mit Terrasse, als Maisonette, eine sogar mit Balkon – nachdem die Obere Denkmalschutzbehörde davon überzeugt werden konnte. „Das zeigt, dass sich reden lohnt und im Miteinander gute Ergebnisse erzielt werden“, waren sich die Vertreter der unterschiedlichen politischen Ebenen und der Eigentümer einig.
Der hatte nach zahlreichen Vorgesprächen mit der Denkmalpflege 2020 das Schwabacher Architekturbüro Rester mit der Planung beauftragt. „Die haben tolle Arbeit geleistet“, dankte und lobte Dieter Roth gleichermaßen. Der Nürnberger schwärmte vom Charme alter Häuser. „Sie erzählen Geschichte und Geschichten.“
Auch seine persönliche. Vom Hof aus zeigte er auf ein Fenster im Dachgeschoss und verriet: „In dem Zimmer dahinter bin ich geboren.“ Im Alter von drei Jahren zog die Familie dann nach Nürnberg, was ihm unzählige Ferienwochenenden in Röthenbach bescherte – samt „vieler schöner Erinnerungen“. Die kamen auch auf, als er Bürgermeister Werner Langhans eine alte Schwarzweiß-Aufnahme seines Großvaters und dessen Schwester vor dem Haus zeigte.
Eine andere Geschichte ist die des Alters. War man vor Beginn der Arbeiten davon ausgegangen, dass das Haus aus dem 18. Jahrhundert stammt, ergab ein dendrochronologisches Gutachten (mit der das Holzalter bestimmt werden kann) das Jahr 1555 als Bauzeit für das Haupthaus. „Das war schon eine Überraschung“, kommentierte der Eigentümer. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde es versteinert. Die Scheune wurde Ende des 19. Jahrhunderts als giebelständiger Fachwerkbau auf Sandsteinsockel mit Steilsatteldach errichtet.
Landrat Ben Schwarz machte der Familie „ein großes Kompliment, dass Sie den Mut hatten und das angepackt haben“. Wie bei der Rundumerneuerung mit dem Denkmal umgegangen wurde, sei vorbildlich gewesen, betonte er ergänzend. Ziel sei es nämlich gewesen, die historische Substanz größtmöglich zu schonen. So kamen unter anderem Reste einer Bohlenstube zum Vorschein. Gelungen sei auch die Verbindung alt-neu, wie ein dezenter Balkon an der Nordseite – ein Zugeständnis an modernes Wohnen – sowie Glasfronten zeigten.
Die tatsächlichen Kosten sind von ursprünglich kalkulierten 1,85 Millionen auf fast 2,1 angestiegen. Die Förderung? „Zu gering“, waren sich die Politiker einig. „Von der Zuschusssumme müsste ich mich hinten anstellen“, gab sich Daniel Forster bescheiden. 15 000 Euro schoss der Bezirk für das Vorhaben zu, „das Maximum“, wie er erklärte. Der Geldwert stehe sicher in keinem Verhältnis zur Leistung, die nicht hoch genug einzuschätzen sei. „Andere hätten’s weggerissen“, meinte er nüchtern. Der Bezirkstagspräsident ordnete ein: Gebäude wie das von Dieter Roth seien ortsbildprägend und stünden für die fränkische Kulturlandschaft. Ben Schwarz formulierte als Ergänzung eine Forderung. „Wir müssen mehr Anreize für den Erhalt solcher Gebäude schaffen.“ Das trage zur Wertschöpfung bei.
„Ohne Pappdeckel“, aber mit der gleichen Wertschätzung hatte die Marktgemeinde Wendelstein 25 000 Euro beigesteuert, konnte sich Werner Langhans einen kleinen Seitenhieb in Richtung Bezirk nicht verkneifen. Auch dieser Betrag sind der höchste Zuschuss, der vergeben wird. Langhans verriet, dass er sich im Sommer „schon mal in den Hof geschlichen“ habe, um sich ein Bild zu machen. „Es ist klasse geworden!“, urteilte er und gratulierte „herzlichst“. Als Bürgermeister dankte er sehr für das Engagement und Pflichtbewusstsein, das Dieter Roth an den Tag gelegt hat.
Der bekam zudem vom Landkreis 21 500 Euro, die Bayerische Landesstiftung förderte das Millionenprojekt mit 31 000 Euro, die Zusage des Landesamts für Denkmalpflege steht noch aus, informierte Denkmalschützer Martin Danninger vom Landratsamt.
Eingeladen hatten Dieter und Gabriele Roth auch die Schwabacher Landtagsabgeordnete Dr. Sabine Weigand, die als versierte Fachfrau unter anderem Mitglied des Landesdenkmalrats ist. Bernhard Spachmüller vertrat sie, attestierte eine beachtliche Leistung und richtete „allergrößten Respekt“ aus. Es dürfte wenig Häuser mit derart langer Geschichte im Umkreis geben. Und mit solch prominenter Runde bei einer Förderbescheid-Übergabe.